15 Jahre Prostata Selbsthilfegruppe
Gelsenkirchen & Buer e.V.
Seine eigene Krebsdiagnose im Jahr 2000 war für Karl Dahm der Anlass, aktiv zu werden: „Nach der Prostata-Operation stand die Reha an. Hier merkte ich sehr schnell, dass Gespräche mit anderen Betroffenen helfen, mit meiner eigenen Erkrankung besser klar zu kommen. Also suchte ich nach einer Selbsthilfegruppe im Raum Gelsenkirchen. Aber es gab keine.“
In den Ärzten der Klinik für Urologie am Bergmannsheil Buer und zwei niedergelassenen Urologen fand Karl Dahm „Verbündete“ für seine Idee, eine Prostata-Selbsthilfegruppe zu gründen. Oberarzt Uwe Forner: „Wir Ärzte können den Betroffenen medizinisch helfen, doch die psychosozialen Probleme der Erkrankten lassen sich leichter im Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen lösen. Die Selbsthilfegruppe ist ein wichtiger Baustein der Krebstherapie.“ Aus der Idee entstand nicht nur eine engagierte Selbsthilfegruppe, sondern die größte Prostata-Selbsthilfegruppe in Nordrhein-Westfalen. Heute feiert sie ihr 15-jähriges Bestehen.
Keine Frage ist peinlich
Beim ersten Treffen fanden sich 40 interessierte Männer ein - teilweise in Begleitung der Ehefrau. Auch für die Angehörigen ist die Diagnose Krebs ein großer Schock und löst lähmende Angst aus. . Schnell sprach sich unter den Prostata-Krebspatienten herum, wie umfassend die Hil-festellung der Selbstgruppe ist. Mittlerweile sind 193 Mitglieder ver-zeichnet. Karl Dahm: „Bei unseren Treffen ist keine Frage peinlich. Hier kann alles besprochen werden. Impotenz und Inkontinenz sind Themen, die den Männern unablässig während der Therapie im Kopf kreisen. Wir sprechen offen über unsere Krankheit, tauschen Erfahrungen aus, lernen neue Therapie- und Diagnosemöglichkeiten kennen. Wir reden über unsere Ängste und verlassen die Einsamkeit und Isolation, geben uns Trost und neuen Mut.“
Informationen auf der eigenen Homepage
Wie groß das Interesse an Informationen ist, zeigen auch die Zugriffs-zahlen der Homepage: www.prostata-gelsenkirchen.de. Im vergangenen Jahr informierten sich hier 23 000 Besucher. Karl Dahm: „Wir greifen auch kontrovers diskutierte Themen wie das Prostataspezifisches Antigen auf und stellen Studien und Beiträge online. Die Aussagekraft des PSA-Wertes ist in Fachkreisen umstritten. Wir meinen, derzeit gibt es nichts Besseres als den PSA-Test, dessen Tumormarker einen frühzeitigen Hinweis auf eine mögliche Erkrankung geben.“
Vorträge, Treffen, Aktionen
Jeden ersten Dienstag im Monat um 18.00 Uhr treffen sich rund 50 Betroffene zu den Infoveranstaltungen der Selbsthilfegruppe im Berg-mannsheil Buer am Schernerweg. Das Jahresprogramm ist breitgefä-chert. Mit Fachvorträgen unterstützen die Urologen die Selbsthilfegruppe. Und wenn der Abend unter dem Titel „Herr Doktor, ich hab‘ da ’mal ‘ne Frage“ steht, sind die Reihen besonders gut gefüllt. An allen anderen Dienstagen bietet die SHG eine Sprechstunde für stationäre Patienten auf der Urologischen Station des Krankenhauses an.
Vorsorge ist die Chance
Karl Dahm und seine Mitstreiter engagieren sich mit großem Elan: „Für Früherkennung – gegen Prostatakrebs“ ist das Motto. „Seit 2005 haben wir in 78 Vorträgen in den verschiedensten Vereinen und Einrichtungen das Thema zur Sprache gebracht. An unserem Info-Stand bei Gesundheitsveranstaltungen kommen wir mit den Männern ins Gespräch. Und wer sagt ‚ich spüre nix, also ist da auch nix‘, der verkennt die Gefahr und vor allem die Chancen der Vorsorge“, betont Karl Dahm und ergänzt: „Oft sind es die Ehefrauen und Partnerinnen, die nach einem Gespräch mit uns den Mann zusätzlich zur Vorsorge motivieren.“
Zum Vorstand gehören Hans Otten, Franz-Josef Petereit, Dr. Rüdiger Stritzke, Hans Ziegler, Harald Kauffmann und als Erster Vorsitzender Karl Dahm, der schmunzelnd ergänzt: „Wir werden von unseren Ehefrauen bei unserer Arbeit tatkräftig unterstützt.“
Hintergrund
In Gelsenkirchen erkranken rund 160 Männer jährlich an Prostata-Krebs. Bundesweit gibt es jedes Jahr 68 000 Neuerkrankungen. Damit steht der Prostata-Krebs an Nummer eins der Statistik der Krebsneuerkrankungen. Jeder dritte Mann erkrankt an der Prostata – immer mehr Männer sind jünger als 60 Jahre. Und obwohl bei rechtzeitiger Diagnose und Dank neuer Behandlungsmöglichkeiten Prostata-Erkrankungen gute Heilungschancen haben, nutzen nur 18 Prozent der Männer die Vorsor-geuntersuchungen. Deutsche Männer sind Vorsorge-Muffel. Der Urologe Uwe Forner rät Männern ab dem 45. Lebensjahr, einmal jährlich zur Prostata-Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Dazu gehören Ultraschallun-tersuchung, Urintest und Abtasten der Prostata.