Abtauchen, um den Fuß zu retten

Die beiden Druckkammern im Zentrum der Hyperbaren Sauerstofftherapie am Bergmannsheil  Buer

In der Druckkammer fördert medizinischer Sauerstoff und Überdruck die Sauerstoffversorgung von minderversorgtem Gewebe.

Michael Wegner ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele. Bei der Feuerwehr Bottrop ist er in jungen Jahren unzählige Einsätze als Rettungsassistent gefahren. Bis zu seiner Pensionierung 2015 war er dann Schirrmeister und für den gesamten Feuerwehr-Fuhrpark verantwortlich. Der 66-Jährige weiß, was es bedeutet, Menschen in Not zu helfen. Jetzt braucht Michael Wegner selbst Hilfe. Der Pensionär hat ein diabetisches Fuß-Syndrom. Der hohe Blutzucker schädigte seine Gefäße und die Fußnerven. „Aus einem kleinen Defekt an meinen Zehen entwickelte sich leider sehr schnell eine ganz große Sache. Das Gewebe war schlecht durchblutet und konnte nicht mehr gerettet werden. Ich verlor meine Zehen und einen Teil meines linken Fußes“, erzählt Wegner. Nach der Teilamputation gilt es jetzt, die Wundheilung zu unterstützen und die verbliebenen Fußknochen zu retten. Dafür „taucht“ Michael Wegner in der Druckkammer des Bergmannsheil Buer ab.

Hyperbarer Sauerstoff fördert die Sauerstoffversorgung
Seit einigen Wochen verbringt Michael Wegner täglich zweieinhalb Stunden in der Druckkammer, „meine Nautilus“ wie er sie nennt. Hier kommt die Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) zum Einsatz. Druckkammerarzt Christian Möllenbeck erklärt: „Der Körper nimmt bei jeder Tauchfahrt wegen der geänderten Druckverhältnisse viel mehr Sauerstoff auf. Der Patient atmet über eine Maske 100 Prozent Sauerstoff ein. Zusammen mit dem Überdruck nimmt der Patient so zwölfmal mehr Sauerstoff in den Körper auf, als unter Normalbedingungen. Durch diese hohe Menge an medizinischem Sauerstoff wird vorher unzureichend versorgtes Gewebe nun optimal mit Sauerstoff versorgt. Das aktiviert den Zellstoffwechsel und fördert die Wundheilung.“ Die Tauchfahrten belasten Michael Wegner nicht: „Es geht mir gut dabei. Ich schaue Fernsehen und atme ohne Probleme den Sauerstoff über eine Maske ein. Wenn ich nach einer Stunde ein Kribbeln in Fuß und Bein spüre, weiß ich: Jetzt kommt der Sauerstoff da an, wo ich ihn dringend brauche. So wird meine Wunde besser heilen.“

Im Wundtherapiezentrum des Bergmannsheil Buer steht zudem regelmäßig eine professionelle Wundreinigung an. „Das ist mehr als ein einfacher Verbandswechsel. Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus, um eine Infektion der Wunde zu verhindern und die Heilung zu unterstützen“, sagt Oberärztin Dr. Anita Ide. Dabei nutzt die Wundärztin hochmoderne Techniken wie Ultraschall oder Kaltplasma. Die Behandlung von Michael Wegner braucht Geduld und Zeit. Aber er ist zuversichtlich: „Ich hab‘ jetzt schon viel erreicht und brauche weniger Schmerzmedikamente.“ Wegner ist Optimist. Sein Ziel: Mit einer Fußprothese auf seinem Motorrad zu cruisen.

Bewährtes Behandlungsverfahren
Die Liste der Erkrankungen, bei denen die Hyperbare Sauerstofftherapie erfolgreich eingesetzt wird, ist lang. Neben der intensivmedizinischen Notfallversorgung etwa nach einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, einem Tauchunfall oder schweren Weichteilinfektionen wird reiner Sauerstoff bei chronisch nicht heilenden Wunden eingesetzt, kann aber auch bei chronischen Knochenentzündungen, Knochennekrosen, Knochenödemen oder bei Behandlung von Strahlenschäden helfen. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit besteht bei Hörsturz und Knalltrauma mit oder ohne Tinnitus. Die HBO ist weltweit seit vielen Jahren in die klinische Therapie eingeführt. Sie ist, bei richtiger Indikation, ein bewährtes Behandlungsverfahren. Die beiden Druckkammern wurden 2018 am Bergmannsheil Buer eröffnet.


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