Kleine Schnitte haben eine große Wirkung
Es war unübersehbar. Caspers Kopf war kurz nach seiner Geburt ungewöhnlich verformt. Die Stirn war nicht breit und rund wie bei den anderen Babys, sondern eher spitz und bugförmig. Von oben betrachtet war die dreieckige Kopfform des Säuglings deutlich sichtbar. „Wir haben uns große Sorgen gemacht. Die Kinderärztin wollte erst einmal abwarten. Aber wir hatten dabei ein schlechtes Bauchgefühl“, erzählen Caspers Eltern, Lisa und Paul van der Linden. Die Familie, die in der Nähe von Xanten lebt, holt sich Rat in der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen. Hier operiert Kinderneurochirurg Dr. Lutz Schreiber. „Die Schädelnaht, die an der Stirn entlangläuft, hatte sich bei Caspar frühzeitig verknöchert“, beschreibt Dr. Schreiber das Problem. „Dadurch konnte sich die Breite der Stirn nicht richtig ausbilden. Diese Frontalnahtsynostose führt zu einer Wachstumsstörung des Schädels und das kann Entwicklungsstörungen nach sich ziehen.“
Endoskopischen Operation
Dr. Schreiber empfiehlt der Familie zu einer frühzeitigen endoskopischen Operation. “Bei Schädelverformungen sind endoskopische Eingriffe in der Regel nur in den ersten vier Lebensmonaten möglich. Damit ersparen wir dem Kind spätere aufwendigere Operationen, bei denen der Schädel weit geöffnet werden muss, und vermeiden einen längeren Krankenhausaufenthalt.“ Im Dezember 2019 entnimmt der Kinderneurochirurg unter endoskopischer, also kameragestützter Sicht einen schmalen Knochenstreifen entlang der Knochennaht und trennt so die Schädelplatten wieder voneinander. Ein minimal-invasiver Eingriff mit einem etwa zweieinhalb Zentimeter langen Schnitt. Es ist ein kleiner Schnitt mit großer Wirkung.
Auf der Kinderintensivstation bleiben die Eltern bei ihrem Kind
Auf der Intensivstation der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen erholt sich Casper rasch von seiner Operation. Seine Eltern sind abwechselnd rund um die Uhr an seiner Seite – die Klinik macht dies grundsätzlich möglich. „Die Kinder werden nach einem solchen Eingriff intensiv überwacht. Alle Vitalfunktionen stehen im Fokus. Wir beobachten unsere kleinen Patienten genau und kontrollieren alle Parameter, um im Ernstfall rechtzeitig handeln zu können. Wichtig ist vor allem die Schmerzmedikation. Casper sollte nach dem Eingriff nicht unter einem Brummschädel leiden“, sagt Kinderintensivmediziner Dr. Frank Niemann. Zur großen Erleichterung der Eltern ist Casper schnell wieder fit und kann bereits nach fünf Tagen wieder nach Hause – mit einem Pflaster auf der Stirn. „Das erste gemeinsame Weihnachtsfest erlebten wir daheim“, erinnern sich Caspers Eltern.
Auch die Nachsorge bleibt ohne Komplikationen
In den folgenden Monaten begleitet Dr. Schreiber in den Kontrollterminen die Entwicklung des Jungen engmaschig. „Ein vertrautes Verhältnis und ein direkter Draht zu den Familien ist mir wichtig. Eltern haben Sorgen, sie haben Fragen. Ich bin immer für sie erreichbar“, sagt Dr. Schreiber. „Eine enge Kooperation mit den niedergelassenen Kinderärzten garantiert die bestmögliche Versorgung der kleinen Patienten.“ Die regelmäßigen 3D-Foto-Scans des Schädels von Casper zeigen keine Auffälligkeiten. Der Schädel wächst und bleibt „in Form“. Sechs Monate nach der Operation kann auch der formende Helm abgelegt werden. Lisa van den Linden: „Casper ist ein aufgeweckter und fröhlicher Junge. Nur eine kleine feine, kaum sichtbare Narbe wird ihn später an seine Erkrankung erinnern. Jetzt ist alles gut und wir sind einfach nur dankbar und glücklich.“